Für den Weg von Alūksne nach Riga bot sich zeitlich noch ein Zwischenstopp an. Für uns boten sich entweder die Städte Cēsis bzw. Sigulda oder eine Übernachtung im Nationalpark "Gauja" an. Wir haben uns für Cēsis entschieden. Da wir am folgenden Tag unseren Mietwagen am Flughafen Riga wieder abgeben mussten, wäre für den Nationalpark "Gauja" zu wenig Zeit geblieben. Und das sehr touristisch geprägte Sigulda lässt sich auch als Tagesausflug von Riga mit der Bahn erkunden.
Cēsis (deutsch: Wenden) mit heute etwa 15.100 Einwohnern empfing uns leider mit dicken Regenwolken und kühlen Temperaturen. Die Stadt präsentierte sich als Mix von verträumter Kleinstadt mit einer Kombination von alten renovierten Häusern in schönen Altstadtgassen und verbliebenen urigen Charme. Auch wenn nicht viel los war (ist nicht immer so), gefallen hat es uns in der für die lettische Nationalgeschichte bedeutende und ehemalige Hanse-Stadt.
Im Mittelpunkt unseres Interesses stand insbesondere die Kreuzritterburg von Cēsis (lettisch Cēsu pils), eine recht gut erhaltene Ruine einer ehemaligen mittelalterlichen Burg des Schwertbrüderordens.
... verbunden mit praktischem Hintergrund: Statt elektrischer Beleuchtung; die Besucher bekommen eine Laterne, um die engen und dunklen Treppen im Inneren der Burg besteigen zu können.
Von christlichen Bestrebungen zur Missionierung im 12 Jh., politischer Herrschaft des Deutschen Orden, wirtschaftlicher Einfluss durch die deutsche Hanse über die deutsche Besatzung im 2. Weltkrieg bis hin zu den heute noch im Baltikum lebenden Deutschbalten; der deutsche Einfluss auf die baltischen Länder ist deutlich zu spüren und gehört zur Geschichte der Länder.
Die ab dem Spätmittelalter einwandernden Siedler waren meist adlige Großgrundbesitzer, erfolgreiche Händler und Vertreter der kirchlichen Oberschicht. Obwohl immer eine Minderheit, war der Einfluss auf Wirtschaft, Kultur und Politik nicht nur hoch, sondern auch teilweise dominierend.
... solange sie uns nicht angreifen.“ Diese knapp formulierte Ansicht einer jungen Frau sagt auch viel über das Verhältnis zur heutigen deutschen Bevölkerung und ihrer Geschichte. Im Tourismusbüro in Liepāja haben wir uns mit einer sehr angenehmen und couragierten Mitarbeiterin länger zu "Land-und-Leute-Themen" beider Länder unterhalten. Und, zumindest in diesem Gespräch und den Unterhaltungen innerhalb des Sänger- und Tanzfestes, habe ich gefühlt, dass eine differenzierte und auch positive Betrachtung zum deutschen Einfluss auf die lettische Geschichte vorherrscht.
> Neu und in weiterer Ergänzug 😎 <
Auf dem Vienības laukums (Platz der Einheit) befindet sich ein eher schlichtes Siegesdenkmal für die im Lettischen Unabhängigkeitskrieg in der Schlacht von Cēsis (1919) gefallenen Kämpfer. 1924 wurde das von Spendengeldern finanzierte Denkmal errichtet. Ironie der Geschichte: Zu Zeiten sowjetischer Besatzung wurde es 1951 abgerissen und von 1959 bis 1990 „Ideologie-konform“ durch ein Lenin-Denkmal ersetzt.
Nach estnischen und lettischen Initiativen konnte 1998 das wieder hergestellte Denkmal eingeweiht werden.
Und Lenin? Schon vorher wurde Lenin mit seinem Denkmal im Burgmuseum symbolisch in einer Holzkiste beerdigt.
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