In früheren Jahren habe ich mir gut vorstellen können, als Gast auf einem Frachtschiff mitzufahren. Langweilig wäre es mir vermutlich nicht geworden.
Eine Kreuzfahrt wollte ich eigentlich niemals unternehmen - "Eigentlich". 2010 führte unsere Tanzleidenschaft und insbesondere das begeisterte Schwärmen eines Bekannten meine Frau Angelika und mich erstmals auf ein Kreuzfahrtschiff: Mit der MS "Queen Victoria" von South Hampton nach New York. Weitere folgten.
Diesmal nun die Kombination aus Fracht- und Kreuzfahrtschiff. Ein besonderer Geburtstagswunsch meiner Frau, entdeckt in einer Reisereportage über die Südsee.
Die Aranui 5 ist für eine maximale Zahl von 230 Passagieren vorgesehen. Bei unserer Reise waren es 210 Passagiere, unterteilt in Sprachgruppen: 45 aus englisch geprägten Ländern, 143 französisch sprechend und 22 aus dem deutschsprachigen Raum. Alles recht familiär. Die Anzahl der Gäste aus deutschsprachigen Ländern war auch ausreichend, um eine eigene "Reisegruppe" zu bilden.
Und unser zugehöriger Reiseleiter (Jörg) machte nicht nur einen sehr guten Job. Fast zwei Jahrzehnte im Land lebend und mit einer Polynesierin verheiratet, vermittelte er viel Wissenswertes und Hintergrundinformationen über "Land & Leute". Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Naja, wir waren es natürlich nicht selbst. Die Kombination von Fracht- und Passagierschiff brachte dennoch ein Gefühl von: "Unser Versorgungsschiff kommt. Da kommen auch Leute mit, die sich für unser Leben und für die Marquesas interessieren. Ohne Schiff wären wir erheblich schlechter versorgt und die mitgereisten Passagiere sorgen für Abwechslung auf unserer Insel. Etwas Geld bleibt auch im Ort. Und am Abend ist dann wieder Ruhe ...!"
Vielleicht bin ich ja jetzt zu emphorisch, aber nur vielleicht(?)
Zumindest habe ich mich eher als Gast und nicht als Fremder gefühlt. Die Menschen waren freundlich und hilfsbereit, Kinder haben mit uns ihren Spass gehabt und sicher war es immer.
Letztere Fragestellung bitte nicht zu ernst nehmen. Für eine Rundreise mit der Aranui ist sie jedoch Bestandteil einer immer wieder abenteuerlichen Prozedur.
Gangway ist einfach: Treppe runter - später Treppe wieder rauf. Feste Hafen-Anlegestellen sind allerdings auf polynesischen Inseln selten. Auf Reede ankern und mit den Tenderboot (Barge) zum Ufer fahren bedeutet aber abhängig vom Seegang: "Entweder Du kannst das Tenderboot betreten oder acht starke Hände sorgen dafür, das Du irgendwie da rein kommst." (Die "Back-up Hände" auf der Barge nicht mitgezählt.)
Bei starkem Wellengang besteht für ungeübte Seereisende kaum eine Chance, ohne blaue Flecken in die Barge zu kommen. Der Unterschied zwischen "Boot weit unten zu Boot weit oben" wird dann in Metern gemessen. "Weit unten zu weit oben" bedeutet logischerweise jedoch auch, die Barge kommt am Ausstieg manchmal vorbei und vier erfahrene Seemänner hieven dich auf das Boot. Einzige Bedingung: Du musst diesen Männern vertrauen. Dank entsprechender voriger Einweisung habe nicht nur ich dies so gemacht und alle, die es mir gleichgetan haben, hatten ihren Spaß. Naja, rückzu wiederholte sich das Spektakel: Irgendwie wieder "rein ins Loch" 😉!
... Die Ankündigung in unserem täglichen Programm-Flyer war reichlich untertrieben: Das Schiff musste in der engen Bucht von UA Huka drehen und ankern. Dann musste das Schiff auf beiden Seiten über Poller im Felsen stabilisiert werden.
Den letzte Akt habe ich in einem kleinen Video festgehalten. Die Leistungen der Besatzung, nicht nur beim Anlegen und Tendern, sondern auch beim Ent- und Beladen der Frachtgüter auf Reede war schon eine arbeitstechnische Meisterleistung!!!
Durch Klicken in das Bild kann das Video angeschaut werden. Es erfolgt dann eine Weiterleitung auf meinen YouTube Kanal!
Unabhängig davon, dass es für mich schon hochspannend war, den Be- und Entladearbeiten vom Balkon zuzuschauen; die Liegezeiten waren lang genug für Ortsbesichtigungen bzw. für Ausflüge. Das Angebot der Aranui bestand aus einem Mix von inkludierten Angeboten; zusätzlichen, optionalen Bezahl-Möglichkeiten sowie individuellen Vorschlägen. Angst, irgendwo auf der Suche nach dem Schiff herumzuirren, musste keiner haben. Auch nicht, wenn das Schiff außerhalb der Ortschaft angelegt hatte. Wenn dies der Fall war, gab es Pendelfahrzeuge. Wer zu Fuß unterwegs war, wurde an neuralgischen Punkten notfalls von an ihren Warnwesten deutlich erkennbaren Besatzungsmitgliedern in die korrekte Richtung geleitet. Und so groß waren die Ortschaften ja auch nicht. Abgesehen von der Hilfsbereitschaft der lokalen Bevölkerung.
Am späten Nachmittag gab es immer ein "Next Day Briefing" für das Programm an Board sowie zu den Möglichkeiten für Besichtigungen und Aktivitäten auf der neu anzulaufenden Insel mit unserem deutschen Reiseleiter Jörg. Und Tipps zu individuellen Möglichkeiten gab es von ihm reichlich: von Einkaufsmöglichkeiten über Cafés bzw. Snack-Bars, WLAN-Hotspots hin zu Bademöglichkeiten und Fahrten mit einem Mietwagen.
Ich selbst habe immer gern an diesen Veranstaltungen teilgenommen.
Wir selbst haben uns aus den Standardangeboten etwas passenden zusammengestellt, da war ausreichend Interessantes dabei. Und die örtlichen Tourismusbüros sorgten auch für Unterhaltung. Zentraler Punkt waren immer Vorführungen handwerklicher Tätigkeiten, Verköstigung lokaler Produkte, Verkaufsstände mit lokalen Souveniers sowie landwirtschaftlichen Produkten und Folkloredarbeitung. Immer ähnlicher Aufbau, sonst oft nicht so sehr "mein Ding", hier immer kurzweilig und lehrreich.
Die Ausflüge waren sehr gut organisiert und inhaltlich auch lehrreich gestaltet. Gefahren wurde in privaten Pick-Up's (4x4 Car) mit lokalen Fahrern. Vier Personen immer je Fahrzeug. Die Fahrer haben dafür 160 € erhalten.
Das Leben an Bord ist deutlich davon geprägt, dass es sich bei der Aranui 5 um ein kombiniertes Fracht- und Kreuzfahrtschiff handelt. Und wie immer in einen derartigen Fall, müssen sehr unterschiedliche Ansprüche koordiniert und optimiert werden: "Versorgung der Bevölkerung & Schwerstarbeit" auf der einen Seite und "Tourismus & Freizeit" auf der anderen. Schon ein krasser Unterscheid. Ich selbst habe diese Art zu reisen sehr geschätzt.
Wir hatte, nach Prüfung des Preis-Leistungsverhältnis eine Superior Deluxe Kabine gebucht. Unsere Kabine war auf Deck 8 Steuerbordseite. Ohne es vorher zu wissen, die Steuerbordseite war durch den Blick vom Balkon auf die angesteuerten Inseln und auf die Ent- bzw. Verladeaktivitäten die spannendere Seite. Ob dies immer so ist oder abhängig von den Witterungsbedingungen sich gestaltet, kann ich leider nicht einschätzen.
Durch die Reederei ist die Inbetriebnahme eines zweiten Schiffes zusätzlich zur Aranui 5 geplant. Das Schiff wird bereits in China gebaut, die ursprünglich für 2022 geplante Indienststellung wird frühestens für 2024 erfolgen. Im Gegensatz zu den Aranui-Schiffen wird es sich bei diesem Schiff („AraMana" oder „Aranoa“?) um ein reines Kreuzfahrtschiff ohne Frachtbereich handeln. Naja, meine Begeisterung hierzu hält sich nach den Erlebnissen auf der Aranui 5 sehr in Grenzen. Für das Geld könnte ich andere spannende Reisen unternehmen, z.B. individuell mit Fähren und Inland-Flügen Franz.-Polynesien inklusive Cookinseln bereisen.
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